Beirat der Thursanierung
Um die Bedürfnisse der Bevölkerung von Wattwil ins Projekt einfliessen lassen zu können, wurde ein Beirat ins Leben gerufen. Bisher wurden vier Veranstaltungen durchgeführt.
Inhalte und Resultate der bisherigen Beirats-Veranstaltungen
1. Veranstaltung am 23. November 2016
Ziel der ersten Beirats-Veranstaltung vom 23. November 2016 war es, den rund 80 teilnehmenden Personen aus Bevölkerung, Verbänden und Behörden, die Notwendigkeit des Sanierungsprojektes und die erforderlichen Sanierungsmassnahmen zu erläutern. Im Rahmen von drei Workshops zu den Themen «Hochwasserschutz für Wattwil», «Die Thur als Teil der Siedlung» und «Die Thur als Lebensraum für Tiere & Pflanzen» erhielten die Teilnehmenden Gelegenheit, Fragen zu stellen, Wünsche und Anregungen einzubringen und mit den projektverantwortlichen Personen zu diskutieren. Eine breite Palette an Rückmeldungen ist eingegangen. Antworten auf die Fragen aus dem Beirat finden Sie unter «Fragen & Antworten».
Handout der Startveranstaltung am 23.11.2016: PDF, 800 KB
2. Veranstaltung am 22. Februar 2017
An der zweiten Beirats-Veranstaltung vom 22. Februar 2017 wurden die rund 90 teilnehmenden Personen vertiefter über den Stand der Planungen informiert. Wiederum wurden drei Workshops durchgeführt zu den Themen «Gestaltung Flussraum», «Die Thur als Lebensraum / Materialbilanzen» und «Vertiefung Wasserbauprojekt»:
Im Workshop «Gestaltung Flussraum» präsentierte das für das Projekt beauftragte Landschaftsarchitektur-Büro verschiedene mögliche Gestaltungselemente für den Flussraum: Grobe Gestaltungsentwürfe für Uferwege, Sitzstufen und -plätze, Treppen, Inseln oder Aussichtsplattformen. Die Teilnehmenden wurden eingeladen, die präsentierten Elemente zu bewerten («befürworte ich» vs. «befürworte ich nicht»). Mehrheitliche Zustimmung erhielten Gestaltungselemente, die der Bevölkerung einen grosszügigen Zugang zum Flussraum ermöglichen und Sitzmöglichkeiten anbieten, und insbesondere Elemente ohne Kai-Mauer. Dagegen wurden Gestaltungselement mit nur begrenztem Zugang zur Thur wie Aussichtstürme oder -balkone mehrheitlich abgelehnt. Auch die Gestaltung der Baum-Allee, die aufgrund der Bauarbeiten in vielen Abschnitten durch eine Neupflanzung ersetzt werden muss, wurde zur Diskussion gestellt. Denkbar ist es, die Allee zukünftig wieder als Baumreihe mit regelmässigen Baumabständen (wie heute) oder mit unregelmässigen Baumabständen (Baumgruppen) anzupflanzen. Die Mehrheit der teilnehmenden Personen sprach sich für eine Mischform aus: regelmässige Baumabstände im Zentrumsbereich von Wattwil (dicht besiedelter Bereich) und eher unregelmässige Baumabstände in den angrenzenden Thurabschnitten (Gebiete Rickenbach und Schomatten).
Im Workshop «Die Thur als Lebensraum / Materialbilanzen» erläuterten die beauftragten Fachexperten die bisher geplanten ökologischen Aufwertungsmassnahmen sowie die Massnahmen zum Schutz des Bodens während der Umsetzung der Bauarbeiten. Die Teilnehmenden erhielten die Möglichkeiten zu verschiedenen Fragestellungen Bewertungen anzugeben («befürworte ich» vs. «befürworte ich nicht»). Zusammenfassend können die Rückmeldungen folgendermassen gewertet werden: Eine sehr deutliche Mehrheit befürwortet die geplanten ökologischen Aufwertungsmassnahmen. Ökologische Aufwertungen sollen der Mehrheit zufolge vor allem ausserhalb des Zentrums von Wattwil vorgenommen werden, also in den Gebieten Rickenbach und Schomatten. In diesen Bereichen kann durch solche Massnahmen insbesondere auch einen Gewinn für das Landschaftsbild und den Erlebniswert des Flussraumes erreicht werden. Im Zentrumsbereich sollen sich ökologische Massnahmen auf den Fluss selbst konzentrieren (zum Beispiel bessere Standorte für Fische). Für die Mehrheit der Teilnehmenden ist wichtig, dass Freizeitaktivitäten in den geplanten neuen Flachuferbereichen zum Schutz der Tiere zukünftig gelenkt werden. So sollen klare Schutz- und Freizeitzonen (Grill- und Schwimmplätze) ausgewiesen werden. Grosse Zustimmung erhielten die Vorschläge, eine weitere Verbreitung des Bibers an der Thur zuzulassen, die Seitenbäche ökologisch aufzuwerten (auch mit grosszügigen Aufweitungen) und ökologisch wertvolle, stehende Gewässern zu schaffen (zum Beispiel einen Weiher für Amphibien und Libellen). Fast alle Teilnehmenden unterstützen im Weiteren die Idee, dass ökologische Massnahmen von Schulen und Vereinen unterstützt werden sollen.
Im Workshop «Vertiefung Wasserbauprojekt» wurden die Teilnehmenden über technische Aspekte des eigentlichen Wasserbauprojektes informiert. Hierzu zählen unter anderem die geplanten Massnahmen zum Schutz des Ufers, der notwendige Landbedarf an beiden Flussufern, das zu erreichende Level der Hochwasser-Sicherheit und die technische Anbindung von Seitenbächen oder Altarmen (ökologisch wertvolle Nebenarme des Flusses mit schwacher Durchströmung). Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigen, dass das technische Bauprojekt von der grossen Mehrheit nachvollzogen und befürwortet wird.
Handout der zweiten Veranstaltung am 22.2.2017: PDF, 2 MB
3. Veranstaltung am 10. Mai 2017
Auch an der dritten Veranstaltung wurde an der bisherigen Diskussionsform mit drei Workshops festgehalten:
Im Workshop «Hochwasserschutz für Wattwil» erhielten die knapp 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einblick, wie die Flusssohle und das Ufer der Thur im Rahmen der Flussverbreiterung strukturiert werden sollen (Wurzelstöcke, Findlinge, Inseln, Aufweitungen mit Tiefstellen und Ablagerungen, Buhnen, Steilufer), welche Varianten der Bau-Umsetzung denkbar sind (verschiedene Varianten der Etappierung) und was für Massnahmen im Umgang mit dem Boden geprüft und geplant werden (Schadstoffanalyse, Bekämpfung von Neophyten, Evaluation von Verwertungsstandorte).
Im Workshop «Die Thur als Lebensraum für Tiere und Pflanzen» wurde von den Fachexperten aufgezeigt, wie eine ökologisch wertvolle Lebensraum-Vernetzung für die Tiere im Wasser und an Land erreicht werden und wie Besucherlenkung zur Schonung der Tiere und Pflanzen an ausgesuchten Flussstellen beitragen kann. Weitere Themen bildeten zudem die geplante Bepflanzung des Flussbereiches sowie die Allee entlang der Thur, deren Bäume auf schützenswerte Pflanzen- und Tierarten untersucht wurden.
Im Workshop «Die Thur als Teil der Siedlung» wurden weiter bearbeitete Gestaltungselemente präsentiert: die mögliche Ausgestaltung der Zugänge zum Gewässer mit Sitz-und Verweilmöglichkeiten (Wegrampen, Sitzstufen, Sitzsteine), Gestaltungsmöglichkeiten für die Ufermauern, die geplanten Dimensionen der Wege beidseits der Thur (Geh- und Velowege) sowie die mögliche Anordnung der Baum-Allee. Danach erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Bewertungen, Kritik, Fragen und Änderungsvorschläge schriftlich einzubringen.
Kontrovers wurde die Frage nach der richtigen Anordnung der an vielen Orten neu zu pflanzenden Baum-Allee diskutiert. Manche Personen wünschen sich eine durchgängige, regelmässige Baumreihe, andere dagegen eine unregelmässige Pflanzung, die auch mal Lücken aufweist. Einigkeit bestand dagegen darin, dass nur einheimische Baumarten angepflanzt werden sollen.
Viel diskutiert wurden die Breiten der geplanten Wege beidseits der Thur. Ein 4 Meter breiter Weg wurde vielfach als überdimensioniert erachtet. Auch 3 Meter Breite wurde von einigen Personen noch als zu breit bezeichnet. Hier wurde eine genauere Abklärung gefordert, wieviel Raum gegeben sein muss, damit sich die zu erwartenden Fussgänger und Velofahrer kreuzen können. Im Weiteren wurde Befürchtungen geäussert, dass der breitere Weg zu schnellerem Velofahren verleite, was für Fussgänger allenfalls gefährlich sei.
Die präsentierten Sitzmöglichkeiten und Thurzugänge wurden von vielen Seiten als wertvolle Bereicherung des Flussraumes für die Bevölkerung bewertet. Von einigen Personen wurde allerdings kritisch darauf hingewiesen, dass zunehmende Lärmbelästigungen und Abfallprobleme entlang der Thur die Folge sein könnten.
Von einigen Personen wurde der durch das Projekt verursachte Flächenbedarf auf Kosten von Landwirtschaftsflächen und Privatgrundstücken als negativ bewertet. Die notwendige Verbeiterung der Flusssohle zur Stabilisierung der Thur und Verbesserung des Hochwasserschutzes wird zwar nicht in Frage gestellt. Dagegen wurde gefordert, mehr Stützmauern anstelle von Uferböschungen vorzusehen. Von vielen Seiten wurde aber gleichzeitig betont, dass eine naturnahe Gestaltung des Uferbereiches wichtig sei.
Handout der dritten Veranstaltung am 10.5.2017: PDF, 2 MB
4. Veranstaltung am 16. November 2017
Die vierte Veranstaltung des Beirats mit rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern startete mit einer ausführlichen Präsentation des Projektes Thursanierung. Der Leiter der Abteilung Wasserbau Heinz Meier eröffnete die Veranstaltung mit Ausführungen zum aktuellen Stand des Vorhabens. Zwischen Frühling und Herbst 2017 wurden zahlreiche Gespräche mit Quartiervertretungen, Grundeigentümern, Vertreter der Landwirtschaft sowie der Naturschutzverbände, Parteien und Ämtern geführt. Von verschiedenen Seiten sind Stellungnahmen, Anfragen und eine Petition eingegangen. Die wichtigsten Erkenntnisse aus diesen Rückmeldungen wurden zusammengefasst.
Danach ging Regierungsrat Marc Mächler auf den Handlungsbedarf, die Ziele und die bisherigen Abklärungen im Projekt Thursanierung ein. Der Schutz vor Hochwasser muss dringend sichergestellt werden. Hierzu muss ein Projekt erarbeitet werden, das den zahlreichen rechtlichen Vorgaben genügt. Von Anfang an wurde hierzu ein Projekt ins Auge gefasst, das rechtlich zulässig ist, in den knappen räumlichen Verhältnissen im Zentrum von Wattwil aber keinen übermässigen Landbedarf vorsieht.
Der Wasserbau-Experte Ueli Schälchli präsentierte dem Publikum daraufhin die bautechnischen Rahmenbedingungen, Planungen und Massnahmen. Insbesondere erläuterte er die Herleitung der notwendigen Dimensionen des zu planenden Gewässerraumes. Mit dem vorliegenden Projekt werden die gesetzlichen Vorgaben an die Sohlenbreite und an den Natürlichkeitsgrad des Gewässerzustandes minimal erreicht. So kann die Hochwassersicherheit gewährleistet, eine ökologische Aufwertung Gewässers erreicht und der Landbedarf minimal gehalten werden.
Nach den bautechnischen Ausführungen rückte die Landschaftsarchitektin Rita Mettler die geplanten Siedlungselemente und Ufergestaltungen in den Fokus der Veranstaltung. Nebst der Ausgestaltung von Sitzstufen und -bänken, Uferwegen, Böschungen, Mauern und eines Aussichtsturmes ging Rita Mettler insbesondere auch auf die mögliche Gestaltung des Bereiches Postbrücke ein, wo beidseits des Flusses Plätze und Zugänge zum Fluss von urbanem Charakter geschaffen werden sollen. Hierzu wurde auch ein Architekturmodell präsentiert.
Alois Gunzenreiner, Gemeindepräsident von Wattwil, betonte in seinen Ausführungen die Chancen, die dieses Projekt für Wattwil birgt: Das Projekt leistet einen Beitrag zur Aufwertung des Zentrums von Wattwil und zur Vorbereitung von Wattwil an die zu erwartende Siedlungsentwicklung. Der Gemeinderat unterstützt grundsätzlich das vorliegende Konzept mit der Böschungsgestaltung und der Dimensionierung der Thurwege. Projektleiter Philipp Gyr schloss den ersten Teil der Veranstaltung mit einem Ausblick auf die kommenden Schritte im Projekt.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden die Teilnehmenden der Veranstaltung eingeladen, sich zum Projekt zu äussern mit Fragen, Kritik, Anregungen oder Diskussion. Zahlreiche Personen haben sich zu Wort gemeldet, mehrheitlich Grundeigentümer, Pächter und Naturschutzvertreter. Einige Personen kritisierten weiterhin einen zu hohen Landverbrauch auf Kosten der anstossen Privatparzellen und Landwirtschaftsflächen. In vergleichbarer Häufigkeit wurde dagegen von Seiten des Naturschutzes argumentiert, dass das Projekt den gesetzlichen Forderung nach einer Aufweitung und ökologischen Aufwertung des Flussraumes zu wenig nachkomme. Auch wurde von einer Person darauf hingewiesen, dass mit der notwendigen mehrheitlichen Beseitigung der Allee wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen verloren ginge, der nur mit grossem Aufwand ersetzt werden kann. Die Projektverantwortlichen entgegneten diesen Meldungen, dass mit diesem Projekt eine ausgewogene Lösung gefunden wurde, welche die gesetzlichen Vorgaben erfüllt und den Forderungen von Seiten Grundeigentümern wie auch Naturschutz in bestmöglichem Masse Rechnung trage.
Die Notwenigkeit der Thursanierung und der Verbesserung der Hochwassersicherheit wurde weiterhin von niemandem in Frage gestellt.
Handout der vierten Veranstaltung am 16.11.2017: PDF, 4 MB
Antworten zu Fragen aus dem Beirat
Fragen zur Hochwassergefahr
Wann ist das letzte hundertjährliche Hochwasser aufgetreten?
Die zwei letzten verheerenden Hochwasser fanden 1846 und 1910 statt. Das Hochwasser von 1846 lag in der Grössenordnung eines 300-jährlichen Hochwassers. Beobachtungen an anderen Schweizer Flüssen der letzten Jahre zeigen, dass nach langen ruhigen Perioden unerwartet grosse Ereignisse mit ausserordentlichen Abflüssen auftreten können (Beispiele Linth, Aare, Reuss).
Fragen zum Flussbau
Werden Kiesbänke geschüttet und muss Kies ausgebaggert werden?
Bei der Verbreiterung der Sohle werden flache Kiesbänke angelegt. Diese werden von der Thur bei Hochwasser verformt und umgelagert. Dabei entstehen auch Tiefstellen (Kolke), die für Fische wertvoll sind.
Nach Fertigstellung des Projekts wird (wie heute) kein Kies gebaggert. Das Geschiebe wird durch die Thur flussabwärts weiter transportiert.
Fragen zur zukünftigen Gestaltung und Nutzung des Flussraumes
Müssen Radfahrer und Fussgänger zukünftig wegen der Verbreiterung der Thur die Waisenhausstrasse und die Rietwisstrasse kreuzen?
Nein. Bei beiden Brücken wird es wie bereits heute für den rechtsufrigen Weg eine Unterführung geben.
Wird die Baumallee ersetzt? Gibt es wieder eine Baumallee?
Die Thur begleitende Allee, die im kommunalen Schutzplan als Schutzobjekt enthalten ist prägt das Landschaftsbild. Nach dem Ausbau des Hochwasserschutzes soll wieder eine durchgehende Allee angelegt werden. Wegen der Verbreiterung des Abflussprofils und der Uferwege muss die Allee aber in vielen Abschnitten durch eine Neupflanzung ersetzt werden. Überall wo es möglich ist, sollen aber die bestehenden Bäume erhalten werden.
Fragen zu ökologischen Massnahmen
Droht mit dem Projekt eine Mückenplage?
Nein. Auch wenn kleinere Tümpel entlang der Thur eingeplant werden, so sind das keine Stillgewässer, in denen sich Stechmücken besonders gut entwickeln können. Die nicht stechenden Zuckmücken könnten zunehmen („Wolken“ über Baumwipfeln).
Sind Schutz- und Rückzugsräume für aquatische Organismen geplant (z.B. Fischunterstände)?
Mit der grösseren Vielfalt an Lebensräumen im Flussraum werden auch mehr Rückzugsräume entstehen. Im Siedlungsbereich werden spezielle und tiefgründige Fischunterstände eingeplant. In Aufweitungsbereichen werden strömungsberuhigte Hinterwasser als Lebensräume für Jungfische genutzt werden können.
Sind Flachufer vor allem für Freizeitaktivitäten der Bevölkerung oder auch zur Verbesserung der Artenvielfalt geplant?
Sowohl als auch. Es wird Bereiche geben, die weniger gut zugänglich und damit störungsgeschützt sind (z.B. Schomatten linkes Ufer) und Bereiche, die guten Zugang zum Fluss ermöglichen (Rickenbach).
Werden über Besucherlenkung stille Zonen zum Schutz der Natur geschaffen (zum Beispiel im Bereich Flooz)? Die Natur braucht Ruheräume. Wird das berücksichtig?
Besucherlenkung erfolgt in erster Linie über unterschiedliche Zugänglichkeit der Uferbereiche (zum Beispiel mit vorhandenen Wege, Gebüsch-Saum usw.). Im Weiteren wird geprüft, ob Informationstafeln angebracht werden sollen.
Dies ist in den Bereichen Rickenbach, Schomatten und Flooz gut möglich. Hier müssten allerdings Regelungen für Hundehalter geprüft werden. Auch die neu entstehenden Kiesbänke können als mehr oder weniger geschützte Ruheräume betrachtet werden. Im Zentrumsbereich (dichter Siedlungsbereich) sind die Abstände der Wege zum Thurufer in der Regel zu gering, um störungsfreie Zonen schaffen zu können.
Werden stehende Gewässer entstehen?
Stehende Gewässer werden nicht von allein entstehen, dazu ist die Uferneigung auch nach der Sanierung und Umgestaltung der Thur zu stark. Und hinter der Flachuferzone beginnt wieder Nutzland. Tümpel müssten künstlich gebaut und gesichert werden. Im Bereich Flooz wird ein spezieller Altarm geschaffen (ökologisch wertvolle Nebenarme des Flusses mit schwacher Durchströmung), in dem sich Jungfische, aber auch Amphibien entwickeln können.
Sind Hecken zur Vernetzung von Lebensräumen geplant?
Ausserhalb des dichten Siedlungsbereichs wird ein ausgedehnter Bewuchs mit heimischen Hecken zugelassen respektive gefördert. Im Zentrumsbereich fehlt hierzu weitgehend der Platz. Hier sind daher nur wenige Hecken umsetzbar.
Wie wird auf die Biberpopulation Rücksicht genommen?
Hierzu besteht noch kein Konzept. Der Bau wird etappenweise durchgeführt, so dass die Biber den Arbeiten ausweichen können. Es besteht kaum Gefahr, dass sich der Biber endgültig aus dem Bereich Wattwil zurückzieht. Hierzu sind die Populationsdichten bereits zu hoch und die neu entstehenden Flussräume zu attraktiv für die Art.
Was wird unternommen, um eine Trübung des Wassers während der Bauarbeiten zu verhindern, was die Tiere im Wasser beeinträchtigen könnte?
Durch eine Beschleunigung der Bauarbeiten im Fluss soll die Belastungszeit so gut wie möglich reduziert werden. Je nach Abschnitt können auch vermehrt Arbeiten vom Ufer aus durchgeführt werden. Dennoch lässt sich eine Belastung nicht vermeiden, vor allem unterhalb der Bauzone, wo sich die Trübungsfahne mit dem restlichen Thurwasser vermischen wird. Dadurch kann das Reproduktionspotential der kieslaichenden Fische negativ beeinflusst werden, bis das Laichsubstrat durch höhere Abflüsse wieder gereinigt wird. Deshalb müssen Kontrollen und eventuell nachgängige Substratauflockerungen geprüft werden. Für die Fische selbst sind genügend Rückzugsräume vorhanden. Sie werden durch die Trübung also nicht sehr beeinträchtigt.
Was wird zur Beschattung des Flussraumes unternommen, damit eine zu starke Erwärmung des Wassers im Hochsommer vermieden werden kann?
Hierzu sind die notwendigen Massnahmen erst in Planung. Strömungslenkung, zum Beispiel mit Buhnen oder anderen Störstrukturen, können hier Abhilfe schaffen. Zudem soll sich die Thur dank abschnittsweiser Ausbildung von ausgeprägten Niederwasserrinnen sich die Thur weniger aufheizen können als bisher. Eine Beschattung der Uferbereiche ist nur eingeschränkt möglich.
Wie können Neophyten sinnvoll bekämpft werden?
Hierzu wird ein spezielles Konzept zur Beseitigung der Wurzel und für den zukünftigen Unterhalt entwickelt. Nach dem Bau ist damit zu rechnen, dass zunächst vermehrt Neophyten aufkommen, bei denen es sich meist um Pionierpflanzen handelt. Mit Heusaat (HoloSem) kann dem entgegengewirkt werden
Mit was für Böden werden die Uferbereiche gestaltet?
Es ist geplant, so wenig wie möglich nährstoffreichen Oberboden für die neuen Ufer zu verwenden. Auf dem Unterboden wird Heusaat aufgebracht und abschnittsweise mit heimischen Gebüschen bestockt.
Wird der Klimawandel bei der Bepflanzung berücksichtigt?
Es werden nur autochthones Saatgut (natürlich vorkommende Pflanzen) und heimische Hecken respektive Bäume verwendet, die sich in gleichem Masse auf den Klimawandel einstellen werden wie die flussraumferne Vegetation.
Wie werden die Seitenbäche aufgewertet? Werden die Seitenbäche fischgängig angebunden?
Bei allen Seitenbächen werden die Mündungsbereiche soweit möglich aufgeweitet und Aufstiegshindernisse für Fische entfernt. Hierzu wurde bereits eine separate Planung begonnen.Der Rickenbach wird auf einer Länge von 150 Metern revitalisiert und das Gefälle ausgeglichen.
Wie wird Breiten- und Tiefenvariabilität gewährleistet?
Dies wird durch die Verbesserung der Eigendynamik im aufgeweiteten Flussraum und über die Lenkung der Thur mithilfe von Störstrukturen (z.B. versenkte Buhnen) gewährleistet.
Wird die Fortpflanzung der Fische (Laichzeit) berücksichtigt?
Ja. Die Bauzeiten werden auf die Reproduktionzeit der kieslaichenden Fischarten abgestimmt.
Welche Arten-Vielfalt wird auf Kiesbänken erwartet respektive gewünscht?
Die Kiesbänke sind als neues Lebensraumelement besonders wichtig zur Reaktivierung einer typischen Flussraumbiozönose. Sie haben bisher weitestgehend gefehlt und man darf gespannt darauf sein, von welchen Pflanzen und Tieren sie in den kommenden Jahren besiedelt werden.
Fragen zur Kommunikation und Mitwirkung
Was kann ich als Besitzerin einer Liegenschaft am Zufluss Dorfbach aktiv beisteuern? Wo bekomme ich konkrete Informationen?
Auf diese Frage werden noch Ideen gesammelt. Es ist zum Beispiel denkbar, dass Anwohnende dazu beitragen, Ersatzbiotope für Vögel und Fledermäuse für die Zeit zu schaffen, in der die neuen Alleebäume nicht als Lebensraum dienen können (Nistkästen in Gärten, Fledermausbiotope in Speichern und unter Brücken usw.).
Fragen und Rückmeldungen an die Projektleitung
Der Projektleiter Philipp Gyr nimmt Ihre Fragen & Rückmeldungen zur Thursanierung jederzeit gerne entgegen (zu den Kontaktangaben).